Lichtflecke - Frau sein im Holocaust

Weiblichkeit

Helen Ryba

Helen steckte sich eine orangefarbene Glasperle an die Gefangenenjacke.

Helen wurde 1918 im polnischen Działoszyce geboren. Im Jahre 1939 heiratete sie Manek Apt aus Bedzin. Apt wurde unmittelbar nach der Hochzeit eingezogen und Helen sah ihren Mann nie wieder. Als das Ghetto errichtet wurde, floh sie nach Zakopane und fand bei Freunden Unterschlupf. Später kam sie in einem Dorf unter, wo sie Nähaufträge von Polen annahm. In Plaszów erhielt sie die Papiere einer anderen Frau, als Gegenleistung hatte sie einer deutschen Offiziersfrau ein Kleid genäht. Sie bekam Arbeit in einer Fabrik für Herrenkonfektion. Von dort aus wurde sie ins Arbeitslager Skarzysko Kamienna deportiert, wo sie mit schädlichen Materialien arbeiten musste. Im weiteren Verlauf musste Helen zu Fuß in ein Lager nahe Leipzig laufen, wo sie Zwangsarbeit in einer Munitionsfabrik verrichtete. Die Bekleidung, die Helen im Lager erhielt, trug ein X auf dem Rücken, das sie als Gefangene kennzeichnete.

Nach der Befreiung kehrte Helen nach Krakau zurück und fand heraus, dass ihr Bruder überlebt hatte. Ihre Mutter war in Auschwitz ermordet worden. Helen heiratete Herman Katz und wanderte mit ihm in die USA aus. Nach seinem Tod heiratete sie Herrn Lichtenbraun.

Frauen bleiben Frauen, immer, sogar im Angesicht des Todes.

Die Gefangenen baten die Näherinnen, die Arbeitskittel auf Taille zu nähen sowie Krägen und Manschetten anzubringen, um besser auszusehen. Als dies der Lagerbefehlshaber, SS-Sturmbannführer Hirsch, herausfand, stürmte er in die Nähstube und brüllte uns an: „Ihr jüdischen Nutten, ihr seid zum Tode verurteilt und trotzdem müsst ihr noch kokettieren?“

Penina Arkin

Aus La-Isha, 19. März 1961
Helen, Brno, 1946Helen, Brno, 1946