Eltern und Nachkommen bilden eine Familie

Israel, New York 1971 – 1981

„Eine Kindheit im Schatten der Zerstörung der Heimstätte und der Familie hinterlässt ein unauslöschliches Trauma. Der Verlust des Ortes, den man „zu Hause“ nennt, und der Verlust der nächsten Angehörigen ist eine emotionelle Bürde, die in hohem Maße den reifen Künstler Samuel Bak geformt hat. Schauplatz seiner Konfrontation mit der Vergangenheit ist die Leinwand – dort kann er das entladen, was Worte nicht ausdrücken können. „Meine Kindheit war ein Paradies, das nicht nur einfach verloren ging, so wie jeder Garten Eden einmal vorloren gehen muss, sondern wurde vielmehr durch eifrige menschliche Grausamkeit und bewusste Gewalt zerstört. Meine Kunst konzentriert sich sowohl auf die Erinnerung an, als auch auf die Bedeutung dieser Zerstörung.“

Selbst mit Hilfe des Pinsels eines Künsters, ist es ein schmerzhafter Prozess, das Persönliche und Private zu berühren. Daher entschied Bak, sich zunächst mit seinem Verlust in einem universellen Kontext auseinanderzusetzen. „… ich fühlte, dass mein Zeichnen unpersönlich sein musste, gemalt in einem Stil, in dem die Traditionen ihren Widerhall finden [...], so wie in der Renaissance, im Barock oder im 19. Jahrhundert.” Baks Familie wurde durch die Nachkommen der Kultur der Renaissance verfolgt, erniedrigt und ermordet. Für jemanden, der in einem Haus aufgewachsen ist, das in der Kultur der Umgebung verwurzelt war und in dem das Judentum nur einen Aspekt in seiner Erziehung ausmachte, ist die Frage seiner Zugehörigkeit zu und der Ausgrenzung aus der europäischen Kultur unerbittlich. Der Rückgriff auf europäische Kunstrichtungen trägt das Siegel der „Pop Art”, und weist auf die zwiespältige Haltung des Künstlers in Bezug auf das europäische Erbe hin – Europa als der Ort, an dem er geboren wurde, und zugleich der Ort, an dem seine Lieben ermordet wurden.

Die Schrecken des Holocaust erstickten das Wachstum der Familie Bak im Keime und doch ist das Bild „Die Familie” angefüllt mit Figuren aus seiner „Verwandtschaft”. Es sind jedoch keine Portraits biologischer Verwandter, sondern Figuren, die haupsächlich Früchte seiner Imagination sind. In Abwesenheit einer realen Familie, umarmt Bak diese Figuren als seine Freunde und Verwandte.