Sonntag bis Donnerstag: 9.00-17.00 Uhr Freitags und an den Abenden vor einem Feiertag: 9.00-14.00 Uhr
Yad Vashem ist an Samstagen und jüdischen Feiertagen geschlossen.
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Das hier vorliegende pädagogische Material für Schüler*innen der Sekundarstufe II widmet sich der Geschichte von Miep Gies, die Anne Frank und ihrer Familie während der Nazi-Zeit in Amsterdam geholfen hat.
Miep wurde 1909 in der Hauptstadt Österreichs, in Wien geboren, wo sie auch aufwächst. Als junges Mädchen litt sie während des Ersten Weltkrieges unter Mangelerscheinungen und war häufig krank. Deshalb vertrauten ihre Eltern sie einer holländischen Familie an, die sie in den Niederladen pflegten, wo sie zu jener Zeit sicherer aufgehoben war. In ihren frühen Zwanzigern findet sie dann eine Anstellung im Büro der Fabrik von Anne Franks Vater, Otto Frank, in Amsterdam.
Die Familie Frank, Otto und seine Frau Edith mit ihren beiden Töchtern Margot und Anne hatten Deutschland in Richtung der Niederlande verlassen, als es für Juden_Jüdinnen in Deutschland zu gefährlich geworden war. Otto war damals davon überzeugt, dass die jüdische Familie in den Niederlanden an einem sicheren Ort sei. Als die Deutschen im Mai 1940 dann in die Niederlande einmarschierten, wurde jedoch auch dort das Leben der jüdischen Bevölkerung mit antijüdischen Maßnahmen stark eingeschränkt und es wurde immer gefährlicher, für Juden_Jüdinnen dort zu leben. Ein Land nach dem anderen wurde nun von Deutschland besetzt und die europäischen Juden_Jüdinnen entrechtet und verfolgt.
Auch für Otto und seine Familie wurde das Leben in Amsterdam nun unsicher. Er verstand, dass er, um seine Familie zu schützen, für sie und sich ein Versteck finden musste. Am 6. Juli 1942 bestiegen die Franks dann gemeinsam mit einem befreundeten Ehepaar den Dachboden in dem Bürogebäude von Otto Franks Firma, wo er ein Versteck vorbereitet hatte. Miep Gies, Ottos verlässliche Angestellte und Freundin der Familie, wird ihnen in den nächsten Jahren dabei helfen, sich hier versteckt zu halten. Gemeinsam mit ihrem Ehemann Jan, einem niederländischen Sozialarbeiter und weiteren Angestellten Otto Franks riskiert sie ihr Leben, um Nahrungsmittel, Gebrauchsgüter und Nachrichten in die geheime Unterkunft zu schmuggeln. Der Erfolg des Verstecks hing von dieser kleinen Gruppe ab, deren Mitglieder neben den notwendigen täglichen Gütern auch unverzichtbare Ablenkung lieferten und etwas „frische Luft“ von der Welt draußen mitbrachten. Miep wusste genau, dass man sie verhaftet hätte, wenn sie dabei erwischt worden wäre, einer jüdischen Familie zu helfen. Somit tat sie alles dafür, nicht erwischt zu werden und erzählte nicht einmal ihren eigenen Eltern was sie tat.
Miep sammelte Lebensmittel aus verschiedenen Quellen zusammen und brachte sie mehrmals täglich in das Versteck. Damit wollte sie vermeiden, mehr als ein bis zwei Taschen gleichzeitig mit sich zu führen, was eventuell aufgefallen wäre. Manchmal versteckte sie die Sachen auch unter ihrem Mantel, um unbemerkt zu bleiben. Außerdem vermied sie es das Versteck während der Bürozeiten aufzusuchen, um ganz sicher zu sein, dass ihr Kolleg*innen keinen Verdacht schöpften. Alle mussten tagsüber im Versteck so ruhig sein, wie es nur irgendwie ging. Jahre später erzählte Miep: „Sie (die Franks) waren machtlos. Sie wussten nicht, wohin sie hätten gehen können. Wir taten, was wir als Menschen tun mussten: wir halfen anderen in der Not.“
Eines Morgens im August 1944, Miep saß an ihrem Schreibtisch in dem Büro der Fabrik, entdeckte sie plötzlich einen bewaffneten Offizier auf dem Weg zum Dachboden; er war gekommen, um das Versteck der Franks zu räumen und alle zu verhaften, die sich dort aufhielten. Das Versteck war verraten worden. Die Franks und alle anderen wurden verhaftet und verschleppt.
Miep hatte eine mutige Entscheidung getroffen und den Franks und ihren Freunden damit geholfen, sie in ihrem Versteck zu versorgen. Sie hat damit ein großes Risiko auf sich genommen und konnte sich einer Verhaftung nur dadurch entziehen, dass sie den vollziehenden Offizier überredete sie zu verschonen. Auch er stammte aus Wien, was ihr dabei half. Trotz allem, wollte Miep nicht aufhören zu helfen. Sie konnte sich nicht vorstellen, die Franks im Stich zu lassen. Sie begann so viel Geld zu sammeln, wie sie konnte und ging mit dieser Summe zur Polizeiwache. Dort versuchte sie Otto Frank und seine Familie aus der Haft zu befreien, jedoch erfolglos.
In der Zeit, in der sich die Familie Frank versteckt gehalten hatte, schrieb Anne Frank ihre Gedanken in einem Tagebuch nieder. Sie schrieb auf, wie sie als junges Mädchen die Zeit in dem Versteck erlebte. Was die Zeit, in der sie in einem Raum eingesperrt war und in ständiger Angst leben musste, mit ihr machte. Als Miep nach der Verhaftung das Versteckt aufsuchte, fand sie Annes Tagebuch, nahm es an sich und versteckte es. Sie wollte es so lange verwahren, bis Anne zurückkommen würde.
Von der Familie Frank, wird jedoch nur Otto überleben. Nach dem Krieg gibt Miep Annes Tagebuch an ihn. Anne wollte immer eine berühmte Schriftstellerin werden. Die Umstände der Verfolgung und ihre Ermordung verhinderten dies jedoch. Miep Gies und ihre Freunde hatten der Familie Frank geholfen als sie in Not waren und ohne ihre Hilfe wären die Überlebenschancen von Otto Frank noch geringer gewesen. Als Nicht-Jüdin hatte sie sich für die Familie und deren Freunde eingesetzt und Otto Frank auch nach dem Krieg in ihrem Haus aufgenommen.
Kurze Zeit nach der Befreiung wird Otto Frank aus den Tagebucheintragungen seiner Tochter ein Manuskript anfertigen, das erstmals im Jahr 1947 in den Niederlanden mit dem Titel „Het Achterhuis“ (Das Hinterhaus), veröffentlicht wird. Später wird ihr Tagebuch unter dem Titel „Anne Frank: das Tagebuch eines jungen Mädchens“ weltweit millionenfach verkauft werden.
Im Jahr 1987, vierzig Jahre nach der Veröffentlichung von „Het Achterhuis“ wird Miep Gies mit der Hilfe der amerikanischen Autorin und Journalistin Alison Leslie Gold ihre eigenen Memoiren unter dem Titel: „Herinneringen aan Anne Frank. Het verhaal van Miep Gies, de steun en toeverlaat van de familie Frank in het Achterhuis“ (Meine Zeit mit Anne Frank: Der Bericht jener Frau, die Anne Frank und ihre Familie in ihrem Versteck versorgte, sie lange Zeit vor der Deportation bewahrte – und doch nicht retten konnte) aufschreiben und veröffentlichen. In ihren Erinnerungen schreibt Miep Gies darüber wie sich ihr Alltag mit der deutschen Besatzung der Niederlande veränderte und wie das Leben von Juden_Jüdinnen durch die Umsetzung anti-jüdischer Maßnahmen immer weiter eingeschränkt wurde.
Das Buch von Miep Gies kann als Ergänzung zu Anne Franks Tagebuch gesehen werden. Anne hatte erst im Versteck begonnen zu schreiben und ihren letzten Eintrag drei Tage vor der Verhaftung der Familie verfasst. Miep beschreibt bereits die Zeit, bevor die Familie in das Versteck umzieht und deren Schicksal über die Zeit im Versteck hinaus. Außerdem gibt ihr die retrospektive Betrachtung fast 50 Jahre nach den Ereignissen die Möglichkeit, das Geschehene in einen größeren Zusammenhang zu stellen und den Leser*innen einen Überblick zu geben. Dies konnte Anne aus dem Versteck und in ihrer zeitgenössischen Perspektive nicht leisten. Miep erzählt außerdem über den bewegenden Moment, als sie im Sommer 1945 Annes Tagebuch an Otto Frank mit den Worten „dies ist das Vermächtnis deiner Tochter“, weitergibt und auch über die Ereignisse, die nun folgen.
Miep Gies und Anne Frank schreiben über die gleichen Ereignisse aus ihrer jeweils einzigartigen Perspektive. Die Geschichte von Miep Gies bietet einen Einblick in die Welt einer Retterin, die Juden_Jüdinnen während des Holocaust geholfen hat. Sie beschreibt die Dilemmata, die sie als Helferin bewältigen musste und wirft Licht auf die Geschichte derjenigen, die sich dazu entschieden haben Juden_Jüdinnen wie auch immer es ihnen möglich war, zu unterstützten. Damit liefert sie nicht nur einen wichtigen Überblick über die historischen und familienbiographischen Ereignisse ihrer Geschichte während des Nationalsozialismus, sondern zeichnet ein detailreiches Bild voll mit Aspekten ihres Alltags, in dem sie alles riskierte, um der Familie Frank zu helfen. Damit ermöglicht sie es uns, mit einem direkten Zugang, aus der Perspektive ihres Egodokumentes über die Rolle der Gerechten unter den Völkern während des Holocaust zu sprechen.
Am 11. Januar 2010, ist die letzte Überlebende der kleinen Gruppe von Helfer*innen, die Anne Frank und ihr Familie versucht hatte zu retten, in den Niederlanden, im Alter von 100 Jahren verstorben.
Die hier entwickelte und umgesetzte Methode basiert auf dem Buch von Miep Gies:
Meine Zeit mit Anne Frank: Der Bericht jener Frau, die Anne Frank und ihre Familie in ihrem Versteck versorgte, sie lange Zeit vor der Deportation bewahrte – und doch nicht retten konnte. Deutsche Ausgabe, Fischer Taschenbuch, Frankfurt am Main, 2009.
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