Lehrer, die während des Holocaust Juden retteten
„Ihr Schicksal wird auch das meine sein“

Andrée Geulen

Belgien

Andrée Geulen in Brüssel währen der deutschen Besatzung Andrée Geulen in Yad Vashem, 18. Juni 2000 Andrée Geulen mit einem der von ihr geretteten Überlebenden bei einem Besuch des Yad Vashem Museums für die Geschichte des Holocaust, 2007

Andrée  Geulen unterrichtete an einer Schule in Brüssel, als eines Tages im Sommer 1942 einige ihrer Schüler mit dem vorgeschriebenen gelben Stern an ihrer Kleidung in der Schule erschienen. Geulen war aufgebracht, ihre Schüler auf diese Weise gebrandmarkt und gedemütigt zu sehen, und forderte die ganze Klasse – Juden und Nichtjuden gleichermaßen – auf, zur Schule Schürzen zu tragen, um die Sterne zu bedecken.

Diese erste direkte Konfrontation mit der Verfolgung der Juden überzeugte Geulen, dass sie handeln müsse. Während sie weiterhin unterrichtete, wurde sie eine wichtige Aktivistin im geheimen Comité de Défense des Juifs (Jüdisches Verteidigungskomitee), wo sich Juden und Nichtjuden zusammentaten, um jüdische Kinder zu verstecken und sie vor Deportation und Tod zu bewahren. Ihr oblag die schwierige Aufgabe, Eltern zu überreden, sich von ihren Kindern zu trennen, damit man sie ins Versteck bringen konnte; dann unternahm sie die gefährliche Überführung der Kinder zu den Familien, die sie verstecken würden. Sie unterrichtete weiter an der Gaty de Gamont -Schule, wo zwölf jüdischen Kindern Unterschlupf gewährt wurde.

Im Mai 1943 wurde die Schule von den Deutschen mitten in der Nacht einer Durchsuchungsaktion unterzogen. Die Schüler wurden brutal aus den Betten gerissen, um ihre Identität zu überprüfen. Die jüdischen Kinder wurden festgenommen, die Lehrer verhört. Als einer der Deutschen sie fragte, ob sie sich nicht schäme, Juden zu unterrichten, entgegnete Andrée Geulen mutig: „Schämen Sie sich nicht, gegen jüdische Kinder Krieg zu führen?“

Glücklicher Weise gelang es Geulen, der Festnahme zu entgehen. In dieser Nacht verließ sie die Schule und ging zu ihren jüdischen Schülern, um sie vor der drohenden Gefahr zu warnen. Trotz dieses beängstigenden Zwischenfalls weitete Geulen ihre Aktivitäten im Widerstand aus und führte unter einem Decknamen eine geheime Existenz. Bis zum Ende des Krieges versteckte Geulen Hunderte von Kindern. Sie führte verschlüsselte Listen mit den tatsächlichen Namen der Kinder und den Orten, an denen sie versteckt waren. Dies machte es möglich, sie nach Ende des Krieges zu ihren Familien oder Verwandten zurückzubringen.

1989 wurde Andrée Geulen von Yad Vashem als Gerechte unter den Völkern anerkannt. 2007 wurde sie zur Ehrenbürgerin des Staates Israel ernannt.

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