Wer wird warum Helferin oder Helfer?
Eine Kontroverse in der Forschung
- aufopferungsvolle, selbstlose und menschenliebende
Sonntag bis Donnerstag: 9.00-17.00 Uhr Freitags und an den Abenden vor einem Feiertag: 9.00-14.00 Uhr
Yad Vashem ist an Samstagen und jüdischen Feiertagen geschlossen.
These 1: Die Soziologen Samuel P. und Pearl M. Oliner
Retter weisen den Weg. Sie waren und sind «ganz normale» Menschen. Sie waren Bauern und Lehrer, Unternehmer und Fabrikarbeiter, Reiche und Arme, Eltern und Alleinstehende, Protestanten und Katholiken. Die meisten von ihnen haben weder vor dem Krieg noch danach etwas Außergewöhnliches getan.
Sie waren keine überlebensgroße Helden. Was sie am meisten von anderen unterschied, waren ihr Verantwortungsgefühl und ihre Fürsorge für andere. Dies ist die Ursache dafür, dass sie wahrgenommen haben, was um sie herum geschah, und all ihre menschlichen und materiellen Möglichkeiten aufboten, die Qualen zu mildern. Ihr Verhalten gegenüber Juden entsprach der Art, wie sie sich allen Menschen gegenüber verhielten – wie sie grundsätzlich empfunden haben.
Quelle: Samuel P. Oliner/Pearl M. Oliner: The Altruistic Personality. Rescuers of Jews in Nazi Europe, New York/ London 1988.
These 2: Der Historiker Wolfgang Benz
Glaubt man schlüssige Erklärungen für ein spezifisches Helferverhalten gefunden zu haben, stehen dem immer wieder konträre Beispiele entgegen. Religiöse Bindungen und ethische Ideale – Zugehörigkeit zur Bekennenden Kirche oder zum katholischen Milieu – konnten Voraussetzung der Hilfsbereitschaft sein, oft spielten jedoch auch andere Faktoren eine wesentliche Rolle; manche Helfer taten es aus Nächstenliebe, aus christlicher Überzeugung, andere wegen ihrer antifaschistischen Orientierung aus Opposition gegen das NS-Regime, wieder andere wollten Freunde nicht im Stich lassen und viele kannten ihre Schützlinge gar nicht, kamen aus reinem Zufall in die Situation, plötzlich jemanden zu verstecken, ohne über die drohende Einweisung in ein KZ oder vielleicht gar die Todesstrafe nachzudenken. Die altruistische1 Persönlichkeit als Idealtypus, durch Erziehung, Bildung, religiöse Überzeugung oder besondere Humanitätsideale geformt, nach der die Forscher gesucht haben, um Retter auf einen gemeinsamen Nenner zu bringen, gibt es nicht.
Quelle: Wolfgang Benz: Juden im Untergrund und ihre Helfer, in: Ders. (Hrsg.): Überleben im Dritten Reich. Juden im Untergrund und ihre Helfer, München 2003, S. 11-50, hier S. 43.
These 3: Die Historikerin Beate Kosmala
Die Beschäftigung mit den Menschen, die sich dem zentralen Bereich des nationalsozialistischen Selbstverständnisses entzogen und den Mut aufbrachten, zum Tode bestimmte Juden zu unterstützen und zu retten oder es zumindest zu versuchen, führt [ ...] zu differenzierten Bildern. Die Bezeichnung «stille Helden» ist keine Aussage über das gesamte Verhalten eines Menschen, keine festgelegte Eigenschaft, sondern bezieht sich auf ein Verhalten in einer bestimmten Situation, zu einem bestimmten Zeitpunkt, unter bestimmten Bedingungen. Daher können Helfer als «stille Helden» gehandelt haben, auch wenn sie vor und nach 1933 politisch versagten, 1938 einfach wegsahen oder problematische Mütter und Familienväter waren.
Ihre Würdigung und die Auseinandersetzung mit ihnen bedeutet nicht, sie zu heroisieren, sondern zu erkennen, dass es unter dem NS-Regime Menschen gab, die es wagten, sich den rassistischen Maßgaben der Nationalsozialisten zu widersetzen und Leben zu retten. Dies kann im besten Fall junge Leute dazu motivieren, ihre Position heute zu überdenken und mehr soziales oder politische Engagement und Zivilcourage zu wagen.
Quelle: Beate Kosmala: Stille Helden im Widerstand gegen die Judenverfolgung 1941-1945. Forschung und Erinnerung, in: Revue d'AIIemagne et des Pays de Iangue allemande, (42) 2010, S. 535-551, hier S. 551.
Thesen zit. nach Christoph Hamann und Beate Kosmala (Hg.): Flitzen – verstecken – überleben. Hilfe für jüdische Verfolgte 1941–1945, Stiftung Gedenkstätte Deutscher Widerstand, 2013.
The good news:
The Yad Vashem website had recently undergone a major upgrade!
The less good news:
The page you are looking for has apparently been moved.
We are therefore redirecting you to what we hope will be a useful landing page.
For any questions/clarifications/problems, please contact: webmaster@yadvashem.org.il
Press the X button to continue