Lichtflecke - Frau sein im Holocaust

Künste

Selma Meerbaum-Eisinger

„Und hast du auch noch tausend Sterne in der Hand - sie kann noch zehnmal tausend tragen.”

Diese Zeile schrieb die 17-jährige Selma in einem ihrer 57 Gedichte in ein kleines Büchlein, das sie ihrem 18-jährigen Freund Leiser Fichman schenken wollte.

Selma wurde 1924 in Czernowitz, in der Bukowina geboren. Als Jugendliche fing sie an, Gedichte zu schreiben. In der Jugendbewegung Haschomer-Hazair lernte sie Leiser kennen und die beiden verliebten sich. Mit Beginn der Besatzung durch die Nazis, wurde Leiser in ein Zwangsarbeiterlager gebracht. Im Oktober 1941 wurden Selma und ihre Eltern ins Ghetto gesperrt. Selma versuchte zu fliehen, wurde als Jüdin erkannt und brach sich bei der Verfolgung ein Bein. Im Juni 1942 wurde die Familie nach Transnistrien deportiert. Nach einem erschöpfenden Marsch wurden sie in das deutsche Zwangsarbeiterlager Michailowska gebracht, wo die Deutschen und die Ukrainer die Gefangenen gnadenlos terrorisierten und verhungern ließen. Im Juli schrieb Selma ihren letzten Brief an ihre Freundin:

„Ich halte nicht mehr durch, jetzt breche ich zusammen ... Küsse, sei stark, Selma.“
Sie starb am 16. Dezember 1942 an Typhus. Ihre Eltern starben kurze Zeit später.

Leiser verwahrte den Gedichtband im Arbeitslager bis 1944, bis er ihn Selmas Freundin Else in Czernowitz übergab. Es gelang ihm, an Bord des Flüchtlingsschiffes „Mefkure” zu steigen, das auf dem Weg ins Land Israel war. Die „Mefkure” sank im schwarzen Meer und Leiser kam um, ohne zu wissen, dass Selma tot war.

Selma, Czernowitz, Mai 1940Selma, Czernowitz, Mai 1940