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Der Aufstieg der Nationalsozialisten an die Macht in Deutschland und der Beginn der Judenverfolgung

Der Aufstieg Hitlers und der nationalsozialistischen Partei an die Macht wurde aufgrund der gesellschaftlichen und politischen Umstände ermöglicht, die in Deutschland in der Zwischenkriegszeit entstanden.
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Adolf Hitler, ein entlassener Soldat, der im Ersten Weltkrieg verwundet worden war, trat 1919 einer kleinen und unbedeutenden Gruppe bei, die sich als Deutsche Arbeiterpartei bezeichnete. Innerhalb kurzer Zeit und mit Hilfe einer Gruppe von Anhängern wurde Hitler zu ihrem Anführer und formulierte die rassistischen und antisemitischen Grundlagen in ihrem Parteiprogramm. 1923 versuchten Adolf Hitler und seine Anhänger einen Putsch durchzuführen und die Macht in München zu ergreifen, aber der Versuch scheiterte. Hitler wurde inhaftiert und in seiner Zeit im Gefängnis schrieb er sein hasserfülltes Buch „Mein Kampf“, in dem er seine Ideen zu Rassentheorie und nationalsozialistischer Weltherrschaft darlegte. Hitler verstand, dass er nur auf legitimen, ihm durch die Demokratie zur Verfügung gestellten Wegen an die Macht kommen könnte. Jedoch deklarierten er und seine Helfer offen, dass die demokratischen Freiheiten lediglich ein Instrument seien, mit dessen Hilfe sie die Macht erkämpfen wollen. Nach seiner Freilassung wurde die Partei neu organisiert.

Bei den Wahlen zum Reichstag – dem deutschen Parlament – im Jahr 1924, erhielt die nationalsozialistische Partei lediglich 3 Prozent der Wählerstimmen und war im Parlament mit 14 Abgeordneten vertreten, wohingegen 1928 der Anteil der Nazis noch verringert wurde und sie nur 12 Sitze erhielten. Die Wende trat bei den Wahlen des Jahres 1930 ein, den ersten nach Ausbruch der internationalen Wirtschaftskrise. Die NSDAP erhielt überraschend 18,3 Prozent der Stimmen und entsandte 107 Abgeordnete in den Reichstag. Im Juli 1932 wurden die Nationalsozialisten mit 230 Abgeordneten zur größten Fraktion und zu einer dominanten politischen Kraft und behaupteten diesen Status auch nach gewissen Verlusten bei den Wahlen im November 1932. Die Machtübertragung wurde somit auf demokratischem Weg durchgeführt. Der Präsident Paul Hindenburg beauftragte Hitler mit der Regierungsbildung und am 30. Januar 1933 wurde Hitler Kanzler.         

Kurze Zeit nach dem Aufstieg der nationalsozialistischen Partei an die Macht in Deutschland begann sie mit der Umsetzung ihrer anti-jüdischen Politik, im Wesentlichen in zwei Formen: durch gesetzliche Schritte, deren Ziel es war, die Juden aus der Gesellschaft zu verdrängen und sie ihrer Rechte und ihres Eigentums zu berauben, und gleichzeitig durch Hetzkampagnen, Misshandlungen, Terror und Gewalt in verschiedenen Ausmaßen. Das Ziel zu dieser Zeit war es, die Juden von der deutschen Gesellschaft zu isolieren und sie zum Verlassen Deutschlands zu bewegen. Diese Politik wurde konsequent umgesetzt, sowohl durch die Staats- und Regierungsapparate, wie auch durch die nationalsozialistische Partei, deren Anhänger dazu neigten, in exzessiver Radikalität zu agieren, und versuchten, die Unterstützung und Identifikation der deutschen Massen für die anti-jüdischen Vorgänge zu mobilisieren.

Am 9. März 1933, einige Wochen nach Hitlers Aufstieg an die Macht, begannen in ganz Deutschland organisierte Angriffe gegen Juden. Zwei Wochen später wurde das Konzentrationslager Dachau, in der Nähe von München, eröffnet. In diesem Lager wurden deutsche Kommunisten, Sozialisten, Liberale und jeder, der als Feind des Regimes galt, eingesperrt. Dachau wurde zum Modell, nach dem das Netzwerk der nationalsozialistischen Konzentrationslager aufgebaut wurde. Innerhalb weniger Monate wurde die Demokratie aufgelöst und Deutschland wurde zu einem zentralistischen, von einer einzigen Partei regierten Polizeistaat.

Am 1. April 1933 wurde von der Partei ein Tag des wirtschaftlichen Boykotts gegen die deutschen Juden ausgerufen, an dem sich Wachen der SA vor Geschäften und Betrieben in jüdischem Besitz aufstellten und Kunden am Eintreten hinderten. Auch jüdische Ärzte, Rechtsanwälte und Freiberufliche wurden boykottiert.

Ungefähr eine Woche später wurde das „Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ erlassen. Dieses Gesetz war dazu bestimmt, Beamte jüdischer Herkunft und jeden, der des Mangels an Loyalität zum Regime verdächtigt wurde, aus dem öffentlichen Dienst zu entfernen. Dies war das erste rassistische Gesetz in Deutschland, das mit der Absicht, die Juden zu isolieren und aus dem deutschen Leben zu entfernen, umgesetzt wurde. Seine Umsetzung erforderte jedoch eine genaue Definition, wer überhaupt Jude ist. In dieser Phase konzentrierte sich die nationalsozialistische Politik auf die Entlassung von Juden aus öffentlichen Ämtern, ihrem Ausschluss von der Tätigkeit im Rechtssystem und dem öffentlichen Gesundheitssystem. Darüber hinaus wurde es Juden verboten, in der deutschen Armee zu dienen, mit deren Neuaufbau begonnen wurde. Im ganzen Reich fanden Zeremonien öffentlicher Bücherverbrennungen statt. Zahlreiche Bücher wurden ausschließlich deshalb verbrannt, weil ihre Autoren jüdisch waren. Die Verdrängung der Juden war besonders auffallend auf dem Gebiet der Kultur. In den Augen der Nazis kam der „Reinheit der Kultur“ eine besonders wichtige Stellung zu, und die Juden, die in Deutschland in den Bereichen Presse, Literatur, Theater und Musik sehr involviert waren, sollten aus diesen verdrängt werden.

Im September 1935 wurden die „Nürnberger Gesetze“ erlassen, in deren Folge Juden zu Bürgern zweiter Klasse wurden. Sie wurden von Universitäten und Theatern ausgeschlossen, von Verlagen abgelehnt und hatten Schwierigkeiten, eine Zeitung zu finden, die ihre Artikel veröffentlichen würde. Berühmte Künstler und Wissenschaftler nahmen aktiv teil an der Verdrängung der Juden und an der Gleichschaltung von Literatur, Kunst und Wissenschaft im Sinne der Partei. Wissenschaftler und Ärzte wurden herangezogen, um die Rassentheorie theoretisch zu untermauern.

Neben der Beeinträchtigung durch die Gesetze und die nationalsozialistische Politik litten die Juden in Deutschland auch unter der gesellschaftlichen Atmosphäre. Viele Deutsche – diejenigen, die sich mit der Linie der nationalsozialistischen Behörden identifizierten, sowie solche, die vor ihnen Angst hatten – brachen ihre Beziehungen zu Juden ab und vermieden es sogar, sie auf der Straße zu grüßen. Besonders schwer traf es die jüdischen Kinder, von denen viele in den Schulen von Lehrern und Mitschülern schwer gedemütigt wurden.