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Aus dem Leben gerissen – Schicksale österreichischer Jüdinnen und Juden nach dem „Anschluss“ 1938

Diese Ausstellung erzählt die Geschichte der Auswanderer: der Menschen, die sich gezwungen sahen, aus Österreich zu fliehen, zu welchem Ort dieser Welt auch immer.  Ihre Geschichte wird mittels der Gebrauchsgegenstände und Objekte erzählt, die sie aufbewahrt haben und später an Yad Vashem, Israels zentrale Holocaustgedenkstätte in Jerusalem, übergaben. Diese Gegenstände waren nicht ursprünglich als Ausstellungsobjekte für ein Museum gedacht, doch mit den Jahren haben sie zusätzliche Bedeutung gewonnen und sind zu Symbolen geworden, welche die Geschichte der Flucht aus Österreich erzählen, insbesondere nach der Annexion durch NS-Deutschland.

Einige der in dieser Ausstellung gezeigten Gegenstände kehren nun zum ersten Mal, seitdem ihre Eigentümer das Land ihrer Geburt verlassen mussten, nach Österreich zurück.

Die Ausstellung wird vom 15. September bis 27. November 2024 im Österreichischen Parlamentsgebäude gezeigt.

Objekte der Ausstellung

Ein Fotoalbum, in dem die Arbeiten von Handwerksschülern dokumentiert sind, die ihre Auswanderung aus Österreich planen.

Ein Fotoalbum, in dem die Arbeiten von Handwerksschülern dokumentiert sind, die ihre Auswanderung aus Österreich planen.

Nach dem Anschluss wurden die Juden Österreichs einer Politik der erzwungenen Auswanderung unterworfen. Zugleich versuchten zahlreiche jüdische Österreicher von sich aus, das Land zu verlassen. Angesichts der Tatsache, dass viele von ihnen ihren Lebensunterhalt mit Handel, Büroarbeiten und den Rechtsberufen verdienten, beschloss die Israelitische Kultusgemeinde Wien, Zentren zur handwerklichen Umschulung zu gründen, wo Auswanderungswillige neue Fertigkeiten erwerben konnten, die ihnen an ihren Zielorten nützlich sein würden.

Der Mantel, den Margit nach ihrer Flucht aus Wien in Shanghai trug

Der Mantel, den Margit nach ihrer Flucht aus Wien in Shanghai trug

Helena und Dr. Kolonimus-Koloman Stein kamen in der zweiten Hälfte des 19. Jh. nach Wien. Sie hatten drei Kinder: Georg, Margit und Alfred. Kolonimus war Arzt, wie viele seiner Verwandten. Seine Tochter Margit heiratete den Rechtsanwalt Georg Weiner, der aus einer Anwaltsfamilie stammte. Viele Mitglieder der Familie Weiner konvertierten zum Christentum, in der Hoffnung, dadurch ihre finanziellen Aussichten zu verbessern. Georg Weiner pflegte einen assimilierten Lebensstil. Er war einer der Gründer des Herzl-Clubs in Wien und besuchte sogar Eretz Israel (britisches Mandatsgebiet Palästina) mit der Aussicht, eventuell dorthin auszuwandern.

Holzkästchen, das Susanna Schick zu ihrem 15. Geburtstag erhielt, als Sie auf dem Weg von Wien nach Eretz Israel war

Holzkästchen, das Susanna Schick zu ihrem 15. Geburtstag erhielt, als Sie auf dem Weg von Wien nach Eretz Israel war

Der Anschluss war für die Familie Schick ein traumatisches Ereignis, wurde jedoch vom November-Pogrom 1938 verdrängt, als Josef verhaftet und in das Konzentrationslager Dachau deportiert wurde. Als er sechs Wochen später freigelassen wurde, emigrierte er nach Eretz Israel. Im Oktober 1939 verließ Susanna Österreich mit einer Gruppe Jugendlicher. Ihre Reise dauerte etwa 18 Monate.

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