Zum jüdischen Neujahr

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Neujahrskarte des 9-jährigen Mojsze Treschtschanski an seine Betreuerin Emilie Reinwald, September 1943

Neujahrskarte des 9-jährigen Mojsze Treschtschanski an seine Betreuerin Emilie Reinwald, September 1943
Neujahrskarte des 9-jährigen Mojsze Treschtschanski an seine Betreuerin Emilie Reinwald, September 1943

Im August 1943 wurden rund 1.200 Kinder aus dem Ghetto Białystok nach Theresienstadt deportiert, darunter Mojsze Treschtschanski (geb. 1934) und sein Bruder Yudel (geb. 1935). In Theresienstadt schrieb und verzierte Mojsze eine Neujahrskarte für seine Betreuerin Emilie Reinwald, eine Witwe, die sich freiwillig zur Betreuung der Kinder aus Białystok gemeldet hatte. Ihre Tochter Hana war in Mojszes Alter, lebte aber bei Verwandten außerhalb des Ghettos, da ihr Vater kein Jude war. Im Oktober 1943 wurden die „Kinder von Białystok“  zusammen mit den Erwachsenen, die sich um sie gekümmert hatten, nach Auschwitz deportiert. Die Deportierten, darunter Mojsze, Yudel und Emilie, wurden gleich nach der Ankunft im Lager ermordet.

Vor ihrer Deportation gelang es Emilie dank der Hilfe eines tschechischen Polizisten, der im Ghetto arbeitete, die Neujahrskarte an ihre Tochter in Prag hinauszuschmuggeln.

Die „Kinder von Białystok“  

In Zuge der Auflösung des Ghettos Białystok im August 1943 wurden rund 1.200 Kinder mit der Eisenbahn nach Theresienstadt deportiert. Sie wurden von einigen Erwachsenen, medizinischem Pflegepersonal und Betreuern, begleitet. Einige der Deportierten hatten eine Einreisegenehmigung für Eretz Israel (Britisches Mandatsgebiet Palästina). Nach etwa zwei Reisetagen erreichte der Zug am 24. August den Bahnhof Bohušovice in der Nähe von Theresienstadt. Die Betreuer wurden mit ihren Schützlingen vom Rest der Kinder getrennt und nach Auschwitz deportiert, wo die meisten von ihnen ermordet wurden.

Die übrigen Kinder wurden nach Theresienstadt gebracht. Sie bekamen noch in den Waggons zu Essen. Danach wurden sie desinfiziert. Den Kindern wurden neue Betreuer zugewiesen, die man aus medizinischen Personal und Sozialarbeitern des Ghettos ausgewählt hatte. Sie wurden in einem separaten Bereich des Ghettos untergebracht, wo jeglicher Kontakt mit ihnen verboten war. Unter den Insassen kursierten Gerüchte, diese Kinder und ihre Betreuer sollten in die Schweiz oder nach Eretz Israel geschickt werden.

Am 5. Oktober 1943, sechs Wochen nach ihrer Ankunft, wurden die Kinder aus ihrer Baracke abgeholt und zu Fuß zum Bahnhof Bohušovice geführt, der etwa 3 km von Theresienstadt entfernt liegt. Wie ihre Ankunft wurde auch ihre Abreise geheimgehalten. 1.196 Kinder und 53 Betreuer wurden an diesem Tag nach Auschwitz deportiert, wo sie zwei Tage später ankamen. Soweit bekannt, wurden sämtliche Kinder gemeinsam mit ihren Betreuern gleich nach der Ankunft ermordet.