Baym Geto Toyerl (Am Ghettotor)

Text: Abraham Axelrod
Melodie: Mark Varshavski

Baym Geto Toyerl (Am Ghettotor)

Das Lied wird von einem nicht näher identifizierten Mann gesungen. Es wurde 1946 in München für die Zentrale Jüdische Historische Kommission aufgenommen und 1948 unter dem Titel „Fun di Arbet“ („Von der Arbeit“) in Kaczerginskis „Lider fun di Getos un Lagern“ („Lieder aus den Ghettos und Lagern“) veröffentlicht (Text: S. 155, Melodie: S. 394).

Die erste Zeile weist auf die Quelle des Liedes hin: das bekannte jiddische Lied von Mark Warschawski, „Ojfn Pripetschik“ („Am Ofen“), im Hebräischen auch als „Cheder kat“ („Der kleine Cheder“) bekannt. Im ursprünglichen Lied schildert der Dichter einen warmen, angenehmen Cheder – eine Torah-Schule für kleine Kinder, die von ihrem Rabbi unterrichtet werden. Das Lied aus dem Ghetto Kowno beschreibt die jüdischen Ghettobewohner, die zur Zwangsarbeit und auf dem Heimweg durch das Ghettotor gehen. Um zu überleben, müssen sie Nahrung und andere Dinge ins Ghetto schmuggeln. Die deutschen und litauischen Wachmänner, die sich an einem Lagerfeuer beim Tor wärmen, durchsuchen die Juden und bringen ihre Existenz Tag für Tag aufs Neue in Gefahr. Aber wenn den jüdischen Zwangsarbeitern das Schmuggeln gelingt, bekommen die Ghettobewohner einen Laib Brot.

Einerseits spendet die Verwendung einer bekannten jiddischen Melodie Trost, andererseits hebt sie den Gegensatz zwischen der Vergangenheit und der Gegenwart im Ghetto hervor, was dem Lied zusätzliche Bedeutung verleiht.

Baym geto toyerl
Brent a fayerl,
Un di shrek iz groys.
Es geyen yidelekh
Fun di brigadelekh,
Fun yedn gist zikh shveys.

Tsi zol ikh vayter geyn,
Tsi zol ikh blaybn shteyn,
Ikh veys nit ven un vu?
Der komendantele
In grinem mantele
Er nemt dokh ales tsu.

Milkh fun fendele
Shpek fun kendele-
Oy yidelekh, men brent!
Holts a shaytele,
Gelt fun baytele
Er khapt alts fun di hent.

O, khaver mitn shtrayf,
Ikh bin in gantsn treyf,
Helf mir baym kontrol.
Ikh gib dir af dem tsvek
Haynt a kilo shpek,
Un morgn nokh a mol.

Shtelt zikh oys tsu fir,
Un du shtey lebn mir,
Gey nit in der zayt.
Gey tsum rekhtn goy
"Shitas yau tvarkoy"
S'iz do a labn broyt.