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Seltener Farbfilm, der das Leben der Juden im Schtetl vor dem Krieg darstellt

Im Jahre 1921 lebten im Schtetl Wielopole Skrzyńskie 550 Juden, die etwa die Hälfte der Ortsbevölkerung ausmachten. Im selben Jahr gab es dort etwa 20 jüdische Kleinbetriebe.

David Teitelbaum (1891-1972), ein aus diesem Schtetl gebürtiger Hobbyfilmer, wanderte im zweiten Jahrzehnt des zwanzigsten Jahrhunderts in die Vereinigten Staaten aus und wurde ein erfolgreicher Geschäftsmann. Fast jedes Jahr kehrte er zurück ins Schtetl, um seine Angehörigen zu besuchen, und im Jahre 1938 verfilmte er seine Reise. Im Juni oder Juli 1939 besuchte er Wielopole erneut, blieb aber aus Angst vor einem bevorstehenden Krieg nur kurze Zeit dort. Möglicherweise wurde ein Teil der Abschnitte auf der letzten Reise gefilmt. Im Film sind Angehörige der Familien Teitelbaum, Rappaport und Sartoria zu sehen, Freunde und Nachbarn.



Diese wurden von Familienangehörigen, besonders Hannah (Channa) Rachel (Helen) Glucksman, einer Nichte Davids, identifiziert, die heute in den Vereinigten Staaten lebt. Mit der deutschen Besatzung begann eine Zeit der Erlasse, der Verfolgung, der Verschleppung zur Zwangsarbeit, des Raubens und des Mordens. Im Frühjahr 1942 verbot man den Juden, an bestimmten Stellen des Ortes zu wohnen, und zwang sie, sich auf einigen Gassen zu konzentrieren. Es handelte sich nicht um ein geschlossenes Ghetto, doch den Bewohnern wurden strenge Einschränkungen der Bewegungsfreiheit auferlegt. Am 26. Juni 1942 wurden die Juden von Wielopole Skrzyńskie ins Ghetto Ropczyce gebracht. Etwa 50 Kranke und Alte wurden noch vor dem Aufbruch im Schtetl ermordet. Unter den Ermordeten waren Menschen, die im Film erscheinen.

Im Film sind zu sehen:

Ozer (Oizer) Teitelbaum, der zu den Gemeindeältesten gehörte und im Juni 1942 ermordet wurde; dessen Frau Leah (geb. Blattberg), die vielleicht noch vor Massenmord und Deportation an einer Krankheit starb, möglicherweise wurde jedoch auch sie im Juni 1942 ermordet. Ihre Namen erscheinen auf einem Gedenkstein, der zum Andenken an die Ermordeten am Ort aufgestellt wurde.

Ozer und Leah hatten neun Kinder:

  • Reisel
  • Chiel (geb. 1882, wanderte aus in die Vereinigten Staaten)
  • Schejndl (Sheindel) (geb. 1889)
  • David (geb. 1891)
  • Chaja Clara (geb. 1895, wanderte aus in die Vereinigten Staaten)
  • Schaja (Shaya) Sam (geb. 1896 oder 1897, wanderte aus in die Vereinigten Staaten)
  • Gussi (geb. 1904)
  • Jankl (wanderte aus in die Vereinigten Staaten)
  • Elieser

Von den Kindern Ozers und Leahs erscheinen in dem Film David, der Fotograf des Films, sowie Chiel, die in die Vereinigten Staaten auswanderten und zu Besuch im Schtetl waren; deren Schwestern Reisel Sartoria (geb. Teitelbaum), die ermordet wurde, mit Ehemann Mosche (Moishe), dessen Schicksal unbekannt ist; und Schejndl Rappaport (geb. Teitelbaum, 1889-?) mit Ehemann Mosche (Moishe) Aaron (1887-?), die anscheinend ermordet wurden (Ort und Zeitpunkt unbekannt).

Simcha (1914-?), Schicksal unbekannt; Chiel (1915 od. 1916-?); Schlomo (1917-), Schicksal unbekannt; Hannah Rachel (Helen) Glucksman (1919-; geb. Rappaport). Auf der Reise 1938 organisierte David ihre Ausreise in die Vereinigten Staaten. Sie verließ Wielopole im September oder Oktober 1938; Chaim (1921-?), Schicksal unbekannt; Etla (1921-?), deren Spuren sich verloren.

Die Kinder Reisels und Mosches
Schaja, Schicksal unbekannt; Chiel; Sara und Ehemann (Name unbekannt)

Außerdem sind zu sehen:
Der Nachbar Ozers und Leahs, Juda Redel, der gleichzeitig ihr Hausbesitzer war und beim Massenmord von 1942 im Juni 1942 ums Leben kam; seine Frau Eidel war die Stiefschwester Mosche (Moishe) Aaron Rappaports. Nathan Lipschitz (1918-2011) überlebte. Lipschitz war der Sohn des Rabbiners im Schtetl, Yehuda Sindl Lipschitz, Enkel des Admor Jitzchak Lipschitz.

  • Zeichnung der Todesgrube im Schtetl
  • Der Standort des Gedenksteins für die Ermordeten
  • Gedenkstein für die Ermordeten
  • Gedenkstein für die Ermordeten
  • Skizze des Schtetls aus der Feder des Wielopolers Hermann Lenger
  • Eine Seite aus dem Pass Hannah Rachel (Originalunterschrift: Chana Rachel) Helen Glucksmans, der Enkelin Ozer und Leah  Teitelbaums