Die Filme in dieser Ausstellung dokumentieren durch die Linse der Kamera verschiedene Ereignisse im Prozess der Verfolgung der deutschen Juden durch das Naziregime: von ihrer Verdrängung aus der deutschen Gesellschaft über die Zerstörung der Synagogen bis hin zur Deportation in den Osten. Die Politik der Unterdrückung der Juden in Nazi-Deutschland begann bereits im Frühjahr 1933 – kurze Zeit nach der Machtübernahme. In der ersten Phase war diese Politik durch die Verdrängung der Juden aus verschiedenen Kreisen der deutschen Gesellschaft gekennzeichnet. Die anti-jüdische Politik wurde in diesem Stadium sowohl von der NSDAP, die Straßenkundgebungen gegen die Juden organisierte, als auch durch den Staat durchgesetzt, der von nun an von den Nationalsozialisten geführt wurde und anti-jüdische Gesetze verabschiedete. Der wirtschaftliche Boykott gegen die deutschen Juden, der am 1. April 1933 verhängt wurde und im ersten der hier vorliegenden Filme dokumentiert wird, gilt als die erste wichtige Maßnahme in diesem Prozess. Aktivisten der NSDAP waren bestrebt, den Boykott in ganz Deutschland durchzusetzen und betrachteten ihn als Gelegenheit, ihre Herrschaft über den öffentlichen Raum in Deutschland zu demonstrieren. Ihr Erfolg war groß, aber nicht vollkommen. Am 7. April 1933, wenige Tage nach dem Boykott, wurde das erste anti-jüdische Gesetz des NS-Staats erlassen – das "Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums", das zur Entlassung von Juden aus dem öffentlichen Dienst in Deutschland führte. Die Bücherverbrennung, die im Mai 1933 durchgeführt wurde und ebenfalls in dem ersten uns hier vorliegenden Film dokumentiert wird, gilt als symbolischer Höhepunkt dieser Maßnahmen.
In den Jahren 1933-1938 schritt die Verdrängung der Juden aus der deutschen Gesellschaft fort und etablierte sich – sowohl auf der Ebene der Gesetzgebung und der Regierungspolitik als auch auf der Ebene der täglichen Praxis im öffentlichen Raum: in Universitäten, Schulen, Freizeitstätten, an Arbeitsplätzen etc. Im September 1935 wurde durch die Nürnberger Gesetze der Status der Juden als deutsche Reichsbürger aufgehoben. Zehntausende von Juden wanderten während der ersten Jahre des Regimes aus Deutschland aus, doch viele blieben und führten ein Leben am Rande der Gesellschaft. Sie kamen in ihren eigenen Organisationen zusammen, errichteten Bildungs- und Wohlfahrtseinrichtungen, gaben Zeitungen heraus und führten unter Aufsicht der Behörden ein Kultur- und Sportleben in geschlossenen jüdischen Vereinen. Der Film, der eine jüdische Straße in Berlin im Jahre 1938 zeigt, veranschaulicht den Fortbestand dieses Lebens.
Die Maßnahmen des Jahres 1938, die mit dem Novemberpogrom ihren Höhepunkt erreichten, machten dieser Realität ein Ende. Die anti-jüdische Politik des Regimes erfuhr eine scharfe Radikalisierung. Die Verbrennung und Zerstörung der Synagogen veranschaulicht diesen Wendepunkt: das Streben, die jüdische Präsenz im öffentlichen Raum in Deutschland auszulöschen. Der Zerstörung der Synagogen im November 1938, wie sie in einem der Filme dieser Ausstellung zu sehen ist, folgte der Massenarrest Zehntausender Juden in Konzentrationslagern, um sie dazu zu treiben, Deutschland zu verlassen.
Die letzte Phase der Verfolgung und Unterdrückung der Juden Deutschlands begann im Herbst 1941 mit deren Deportation in den Osten. Die noch in Deutschland verbliebenen Juden wurden in den Städten in "Judenhäusern" konzentriert und ab Oktober 1941 auf Deportationszüge verladen und in den Osten verschleppt – in Ghettos, Konzentrationslager und manchmal auch direkt in die Mordstätten. Die Konzentration der Juden in den deutschen Städten zum Zweck ihrer Deportation geschah am helllichten Tag im öffentlichen Raum. Gleichzeitig spielte sich die letze Phase der systematischen Konfiszierung jüdischen Besitzes ab. Zwei Filme der vorliegenden Ausstellung dokumentieren diese Maßnahme. Der letzte Film dieser Ausstellung, der nach dem Krieg gedreht wurde, dokumentiert das Leben der Überlebenden in den DP-Lagern im besetzten Deutschland.
Beim Betrachten der vorliegenden Filme ist es wichtig, daran zu denken, dass sie nicht zum Zweck der archivarischen Dokumentation gedreht wurden. Wer hinter der Kamera stand, war im Grunde Teil des Geschehens. Er kam zu all diesen Geschehnissen oder wurde eingeladen, um sie zu dem einen oder anderen Zweck zu dokumentieren, und ihr tendenziöser Charakter beeinflusste die Wahl der Szenen, den Winkel der Kamera und anderes. Das Filmen des wirtschaftlichen Boykotts war dazu angetan, dem Terrorfeldzug gegen die Juden und deren Kunden eine zusätzliche Dimension hinzuzufügen, während die Dokumentation der Zerstörung der Synagogen und danach der Deportation der Juden aus Deutschland mit den Ziel geschah, diese Maßnahme zu verewigen und vielleicht auch zu verherrlichen. Ein Zuschauer im einundzwanzigsten Jahrhundert ist also dazu angehalten, sich mit der notwendigen kritischen Distanz mit diesem Filmmaterial auseinanderzusetzen.
Die erste Welle anti-jüdischer Maßnahmen der Nazipartei in Deutschland begann im April/Mai 1933. Im vorliegenden Film werden die beiden markantesten Ereignisse im öffentlichen Raum in Deutschland zu dieser Zeit dokumentiert: der Boykott jüdischer Geschäfte und die Bücherverbrennung.
Am 1. April 1933 wurde vonseiten der Partei ein Tag des Boykotts gegen die deutschen Juden ausgerufen. Den Vorwand für den Boykott lieferte die angebliche Gräuelpropaganda der amerikanischen Juden gegen das neue Regime in Deutschland. U.a. wurden jüdische Geschäfte, Anwalts- und Arztpraxen boykottiert. Im Film sind SA-Leute auf den Straßen Berlins zu sehen, die Schilder mit anti-jüdischer Propaganda hochhalten, sowie SA-Leute, die jüdische Geschäfte markieren – unter anderem mithilfe von Schildern in englischer Sprache – und vor den Läden die Kunden anpöbeln. Auffällig ist die Gegenwart zahlreicher Bürger, unter ihnen Kinder, bei den gefilmten Ereignissen. Es ist anzunehmen, dass auch das Filmen der Ereignisse auf der Straße ein Teil der Maßnahmen war, die darauf abzielten, eine neue öffentliche Atmosphäre zu schaffen. Die Gefilmten sollten damit rechnen, mangelnde Kooperation mit den Anweisungen der Partei werde dokumentiert und könne Bestrafungen zur Folge haben.
Es folgt ein kurzer Abschnitt derjenigen Bücherverbrennung, die am 10. Mail 1933 unter Beisein des Nazi-Propagandaministers Goebbels auf dem Opernplatz im Zentrum Berlins stattfand. SA-Männer und Studenten warfen Bücher jüdischer und anderer Verfasser, die auf der schwarzen Liste standen, ins Feuer. Dieses Ereignis wurde zum Symbol für die einsetzende Verrohung des nazistischen Deutschland.
Mit freundlicher Genehmigung des National Archives und des United States Holocaust Memorial Museum
Dieser Film zeigt jüdisches Leben in Berlin im Jahr 1938. Die Synagoge Oranienburger Straße, die für ihre goldene Kuppel bekannt ist, wurde im Jahr 1866 in Gegenwart Otto von Bismarcks eingeweiht. Sie bot Raum für über 3000 Gottesdienstteilnehmer. Die Synagoge befand sich im Herzen des „Scheunenviertels“, in dem sich ab dem Ende des 19. Jahrhunderts jüdische Emigranten aus Osteuropa konzentrierten. Der Film zeigt außerdem eine jüdische Buchhandlung, einen Fleischer, der koscheres Fleisch verkauft, und Juden traditioneller osteuropäischer Erscheinung. Osteuropäische Juden, die in Deutschland lebten, waren in vielen Fällen die ersten Opfer des anti-jüdischen Terrors der Nazis: ihre äußere Erscheinung gab ihre jüdische Identität preis, und viele von ihnen besaßen keine deutsche Staatsbürgerschaft, was sie besonders verletzlich machte. Im Verlauf der Reichspogromnacht wurde die Synagoge von den Randalierern schwer beschädigt: das Mobiliar wurde zerstört, Torahrollen geschändet. Dennoch ging die Synagoge, anders als viele andere, nicht in Flammen auf: Sie wurde wiederhergerichtet und diente bis zum Frühjahr 1940 als Synagoge. Doch das öffentliche Leben der Juden wurde durch das Novemberpogrom 1938 schwer beeinträchtigt, und Ende 1941 begannen die Deportationen in den Osten. Im Laufe des Zweiten Weltkriegs wurde die Synagoge Oranienburger Straße durch Bombardement aus der Luft schwer beschädigt. In den fünfziger Jahren wurden die Überreste des Gebäudes durch die Regierung der DDR beseitigt. In den achtziger Jahren begann der Wiederaufbau.
Mit freudlicher Genehmigung der Transit Film GmbH
In den ersten Jahren des Naziregimes konzentrierte sich dessen anti-semitische Politik auf die Isolierung der Juden und ihre Verdrängung aus der deutschen Gesellschaft. Bis 1938 ermöglichten es die Nationalsozialisten den Juden, in geschlossenen Räumen ein gewisses Spektrum öffentlicher Tätigkeiten zu betreiben und das religiöse Leben aufrechtzuerhalten. Die Verschärfung der anti-jüdischen Politik des Regimes, die sich im Verlauf des Jahres 1938 zu einer Politik der Zwangsauswanderung entwickelte, bis sie schließlich in der Deportation der Juden kulminierte, veränderte diese Situation grundlegend.
Die großen Synagogen, die zu der Zeit der Emanzipation, vor allem aber ab dem Ende des 19. Jahrhunderts, in Deutschland gebaut wurden, stellten ein deutliches Zeichen der Eingliederung der Juden im städtischen Raum in Deutschland dar.
In den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts hatte infolge eines beschleunigten Säkularisierungsprozesses die tägliche Präsenz der deutschen Juden in den Synagogen stark abgenommen. Unter den neuen Umständen kehrten die Juden zurück in die Synagogen – sowohl wegen der Wiederannäherung mancher Juden an das religiöse Leben als auch wegen der Umwandlung der Gemeindegebäude in Zentren auch für säkulare jüdische Aktivitäten, wie z.B. Kultur und Sozialarbeit.
Ab dem Sommer 1938 setzte in Deutschland eine Welle der Zerstörung von Synagogen ein – ein Ausdruck des Bestrebens, den Platz der Juden im öffentlichen Leben Deutschlands zu vernichten. Die Zerstörung der Synagogen erreichte ihren Höhepunkt im Pogrom der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938, in dessen Verlauf in ganz Deutschland über 1400 Synagogen in Brand gesteckt und verwüstet wurden. Der vorliegende Film zeigt den Abriss der Ruinen der Dresdner Synagoge – die kontrollierte Sprengung der Überreste des Gebäudes nach seiner Verbrennung im Novemberpogrom. Deutlich sichtbar ist die Tatsache, dass es sich um eine systematische, organisierte Politik der Zerstörung handelte. Zweck der kontrollierten Sprengung war unter anderem die Wiederverwendung der Baumaterialien der Synagoge.
Mit freundlicher Genehmigung von Hirsch-Film Dresden
Am Vorabend des Zweiten Weltkriegs lebten in Stuttgart fast 2100 Juden, von denen Anfang 1941 noch etwa 1600 in der Stadt verblieben waren. Dieser Film, der im Auftrag der Kulturabteilung der Stadt Stuttgart gedreht wurde, dokumentiert die erste Deportation Stuttgarter Juden in den Osten. Es handelt sich dabei um einen Propagandafilm. Am 1. Dezember 1941 wurden 1000 Juden aus dem Stadtteil Killesberg nach Riga deportiert. Im Film sieht man die Juden zunächst beim Vorzeigen der Ausweise und bei der Registrierung, anscheinend durch Repräsentanten der jüdischen Gemeinde, die für die Organisierung der Deportation verantwortlich waren, und danach mit ihrem Gepäck im Wartesaal. Diese Bilder veranschaulichen den Verlust der Privatsphäre der Opfer – eine Tendenz, die mit der Deportation ihren Höhepunkt erreichte. Vor dem Einsteigen in den Zug wurde an die zu Deportierenden von Vertretern der Gemeinde Suppe ausgeteilt. Auf allen Bildern fällt der gelbe Davidstern ins Auge, den die Juden ab September 1941 zu tragen gezwungen waren. Auf das Gepäck der zu Deportierenden wurden mit großen Buchstaben deren Namen geschrieben. Auf einem der Koffer sieht man den Namen „Sara“ – ein Zweitname, den jüdische Frauen seit Anfang 1939 ihrem Namen hinzuzufügen hatten.
Insgesamt wurden ins Ghetto Riga aus verschiedenen deutschen Städten, darunter Stuttgart, etwa 20.000 Juden deportiert. Eine Minderheit wurde sofort nach ihrer Ankunft in den benachbarten Wäldern von Rumbula ermordet, doch die meisten erreichten ein separates „deutsches“ Ghetto, das für sie eingerichtet worden war, führten dort eine Zeitlang ein autonomes Leben und hatten kaum Kontakt zu den lettischen Juden, die in einem benachbarten Ghetto lebten, doch schließlich wurde die überwältigende Mehrheit ermordet. Nur 28 der 1000 Juden, die mit der hier beschriebenen Deportation aus Stuttgart nach Riga verschleppt worden waren, überlebten.
Mit freundlicher Genehmigung des Stadtarchivs Stuttgart
Im Oktober 1941 begannen die nationalsozialistischen Behörden mit der Deportation der Juden aus dem Deutschen Reich in den Osten. Die deportierten Juden, die auf Güterzügen unter schlimmsten Bedingungen in den Osten verschleppt wurden, erreichten unterschiedliche Zielorte und erlebten, zumindest kurzfristig, unterschiedliche Schicksale. Ein Teil wurde in Ghettos speziell für Juden aus dem Reich konzentriert – wie z.B. in Riga und auf andere Weise in Theresienstadt. In anderen Fällen fuhren die Deportationszüge fast direkt in die Mordstätten oder Vernichtungslager. Die Deportierten, die in die Ghettos in Polen kamen – vor allem nach Lodz und in geringerer Anzahl nach Warschau – waren, was Ernährung und materiellen Wohlstand anbelangt, anfangs gegenüber den lokalen Juden des Ghettos in besserer Verfassung.
Der vorliegende Film zeigt die Ankunft deutscher Juden aus der Stadt Magdeburg im Ghetto Warschau und die Organisation ihrer Einweisung. Auch wenn dieser Film außerhalb des deutschen Sprachraums gedreht wurde, stellt er dennoch ein wichtiges Zeugniss über das Schicksal der deutschen Juden dar. Der Film wurde 1942 gedreht, einige Tage nach der Ankunft der Juden im Ghetto. Trotz der Tatsache, dass es sich um eine gestellte Szene handelt – das heißt, nicht um die tatsächliche Ankunft der deutschen Juden im Ghetto sondern um eine Rekonstruktion – ist viel aus dem Film zu lernen. Die Juden aus Deutschland betreten die Flüchtlingsstation des Ghettos in geordneter Form, ein Teil von ihnen (hauptsächlich einige der Frauen) ist bürgerlich gekleidet. Im Film sieht man, wie die Beamten des Judenrats die Flüchtlinge empfangen und registrieren, später erkennt man die schweren Bedingungen, denen sich die aufgenommenen Flüchtlinge auf der Station ausgesetzt sahen – vor allem die Enge und das Fehlen jeder Privatsphäre. Am Ende des Filmes richtet sich die Kamera auf den Koffer eines weiblichen Flüchtlings, auf dem gemäß den Anweisungen der deutschen Polizei ihr Name geschrieben steht.
Den deportierten Juden aus Deutschland, die in die polnischen Ghettos kamen, fiel es sehr schwer, sich an die Lebensbedingungen dort zu gewöhnen. Ihr Zustand verschlechterte sich schnell. In Warschau gehörte die überwältigende Mehrheit von ihnen zu denjenigen Bewohnern des Ghettos, die während der „Großaktion“ von Juli bis September 1942 in das Todeslager Treblinka verschickt wurden – wenige Wochen nach ihrer Ankunft im Ghetto.
Mit freudlicher Genehmigung der Transit Film GmbH
1933 lebten etwa 4400 Juden in Dresden. Die Synagoge der Stadt ging im Novemberpogrom 1938 in Flammen auf.
Die Dresdner Juden wurden ab Januar 1941 deportiert – teils nach Riga, teils nach Theresienstadt, teils über das Durchgangslager Hellerberg nach Auschwitz. Der vorliegende Film dokumentiert die Deportation der letzten Juden aus Dresden aus den Judenhäusern der Stadt ins nahegelegene Durchgangslager Hellerberg am 23. und 24. November 1942. Da das Lager außerhalb der Stadtgrenzen lag, wurde Dresden nach der Deportation der 294 Juden für „judenrein“ erklärt. Im ersten Teil des Films sind Juden, die durch das gelbe Abzeichen an ihrer Kleidung zu erkennen sind, beim Aufladen ihres Gepäcks vor ihrer Deportation aus der Stadt zu sehen. Wie in anderen deutschen Städten spielte sich die Deportation unter Aufsicht und Organisation der lokalen jüdischen Gemeinde ab, die gemäß den Diktaten und Drohungen der NS-Reichspolizei vorzugehen hatte. Die Deportation spielte sich vor aller Augen ab.
Im Übergangslager wurden die Juden registriert und unter extrem beengten Bedingungen in Baracken untergebracht. Die Arbeitsfähigen arbeiteten im Goehle-Werk der Zeiss Ikon AG, in dessen Auftrag der vorliegende Film gedreht wurde. Vom 27. Februar bis zum 2. März 1943 wurden aus Leipzig, Erfurt, Halle, Chemnitz und Plauen weitere Juden nach Hellerberg deportiert. 293 Dresdner Juden wurden am 3. März 1943 von Hellerberg ins Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau deportiert, zusammen mit den Juden aus den anderen Städten. Eine Jüdin aus Dresden, die nicht auf den Deportationszug verladen wurde, weil sie schwanger war, wurde vor Ort ermordet.
Mit freundlicher Genehmigung von Hirsch-Film Dresden
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs und der Kapitulation Nazideutschlands begannen Zehntausende von jüdischen Displaced Persons, die überwiegend osteuropäischer Herkunft waren, in die westlichen Besatzungszonen Deutschlands und Österreichs zu strömen. Da ihre Gemeinden im Holocaust vernichtet worden waren, konnten diese Displaced Persons nicht heimkehren und konzentrierten sich stattdessen in DP-Lagern. Die meisten kamen in die amerikanischen Besatzungszone, hauptsächlich nach Bayern, wo die Einstellung ihnen gegenüber am tolerantesten war. Die Anzahl der Displaced Persons, die in den Jahren 1946/47 in die Lager in Deutschland strömten, erreichte mit etwa 250.000 ihren Höhepunkt. 190.000 von ihnen kamen nach Westdeutschland.
Der vorliegende Film dokumentiert verschiedene Aspekte des jüdischen Lebens im DP-Lager Bergen-Belsen, nicht weit von Hannover, dem größten DP-Lager, in dem die Mehrzahl der jüdischen Displaced Persons aus der britischen Besatzungszone konzentriert wurde. Es fällt auf, dass der Film, der den Eindruck reger Aktivität unter den jüdischen Displaced Persons zu vermitteln sucht, aus einer freundlichen Perspektive gedreht wurde, vielleicht auch zu politischen Zwecken. Der Film zeigt eine Vielfalt von Aspekten des jüdischen Lebens im Lager: jiddische Zeitungen in hebräischen Lettern, pädagogische Tätigkeit, zu der die Lehre der hebräischen Sprache und Informationen über die Ereignisse in Eretz Israel gehörten, sowie die Beschäftigung mit der jüdischen Geschichte. Außerdem fanden in den Lagern vielfältige Sportveranstaltungen statt. Viele der jüdischen Displaced Persons beeilten sich, zu heiraten und Kinder in die Welt zu setzen, und es gab viele Babys in den Lagern. Infolge der Gründung des Staates Israel und der Öffnung der Vereinigten Staaten für die Einwanderung von Flüchtlingen des Holocaust begann im Laufe des Jahres 1948 die Auflösung der DP-Lager. Die meisten Flüchtlingslager in Westdeutschland wurden bis 1950 geschlossen. Das letzte Lager existierte bis 1957.
Filmarchiv Yad Vashem