The speech was given in English and German
On behalf of the Austrian Federal President Dr. Heinz Fischer, I would like to express my gratitude and appreciation to the persons in charge of Yad Vashem. I congratulate you on the impressive precision and educational wisdom that have gone into the new museum and made it a unique documentation of the Shoah and the historical context leading up to it.
As an Austrian I feel that the exhibition speaks to me in more ways than one. What happened in my home country immediately after Austria had ceased to be a sovereign state in March 1938 was unprecedented at the time. It was the onset of an unprovoked pogrom against Jewish citizens: in his autobiography, the writer Carl Zuckmayr described it in stirring words: “What was unleashed here was nothing but the mindless masses, a blind destructive fury, and the hatred was directed against anything ennobled by nature or the mind. It was a witch Sabbath of the mobbing crowds and a funeral of any human dignity.”
These events of March 1938 initiated the tragic involvement of many Austrians in the Shoah. For about 70,000 Jewish fellow citizens it was to end in the gas chambers of Auschwitz, Sobibor, Madjanek or Treblinka. Many Austrians served as myrmidons of the National Socialist annihilation machinery, thus assuming significant responsibility and incurring their share of the guilt for this greatest crime of mankind.
It has taken Austria a long time to admit to itself that it was not merely a victim of National Socialist aggression, but that Austrians were among the perpetrators and that many actively supported or at least approved of National Socialism.
But there were also Austrians who risked their lives to uphold the spirit of humanitarianism and tried to help their persecuted compatriots. There were – to quote the title of a book by Erika Weinzierl – “Too Few Righteous People” who have followed the voice of their conscience. I would like to thank Yad Vashem for also honouring those who have actively fought to protect human life and dignity. A few years ago, when I first visited the Yad Vashem Memorial, I was invited at the end of the tour to enter my thoughts in the guestbook: Memory is our fortune, our only fortune. It seemed to me that this quote by Eli Wiesel most appropriately expressed what Yad Vashem represents for all countries on the globe in the 21st century: a place of commemoration that reminds us of the abysmal atrocities which perverted human minds are capable of.
Ladies and Gentlemen, my country considers the inauguration of the new museum also as a remit to pass on the memory of the Shoah from generation to generation. It is of utmost importance in joint educational activities. Education reaches every school and every home. I will therefore see to it that the well-proven cooperation of recent years, which has provided visits to Yad Vashem for Austrian educators and teachers twice a year, will be continued and extended. In this context I would also like to mention the cooperation with the National Fund of the Republic of Austria. Finally I would like to thank all Austrians who have made important private contributions to the Yad Vashem Memorial in recent years.
Ladies and gentlemen, today we are being shown here in Yad Vashem what we have lost and what was destroyed. But Yad Vashem serves also as a reminder of what we must do in order to create a more equitable and democratic society.
Thank you for your attention.
Ich möchte den Verantwortlichen von Yad Vashem namens und in Vertretung des österreichischen Bundespräsidenten Dr. Heinz Fischer den Dank und die Anerkennung dafür aussprechen, mit welcher eindrucksvollen Präzision und mit welchem didaktischen Weitblick es gelungen ist, mit dem neuen Museum eine einmalige Dokumentation der Shoa und der Wurzeln, die zu ihr führten, zu gestalten.
Als Österreicher fühle ich mich durch die Ausstellung in mehrfacher Weise angesprochen. Was unmittelbar nach dem Ende der staatlichen Existenz Österreichs im März 1938 in meiner Heimat geschah, hatte bis zu diesem Zeitpunkt noch keinen Präzedenzfall gehabt. In Wien und anderen österreichischen Städten setzte ein spontanes Pogrom gegen die jüdischen Mitbürger ein: In seiner Autobiografie hat es der Schriftsteller Carl Zuckmayr eindrucksvoll beschrieben: „Hier war nichts losgelassen als die dumpfe Masse, die bilde Zerstörungswut, und der Hass richtete sich gegen alles durch Natur oder Geist veredelte. Es war ein Hexensabbat des Pöbels und ein Begräbnis aller menschlichen Würde.“
Mit diesen Ereignissen im März 1938 begann die tragische Verwicklung vieler Österreicher in die Shoa. Für rund 70.000 jüdische Mitbürger führte sie in die Gaskammern von Auschwitz, Sobibor, Madjanek oder Treblinka. Zahlreiche Österreicher luden als Schergen der nationalsozialistischen Vernichtungsmaschinerie maßgebliche Verantwortung und Schuld an diesem größten Verbrechen der Menschheit auf sich.
Österreich hat lange gebraucht, um sich einzugestehen, dass es nicht bloß Opfer der nationalsozialistischen Aggression war, sondern dass auch Österreicher unter den Tätern waren und viele den Nationalsozialismus aktiv unterstützt oder zumindest gebilligt haben.
Es gab aber auch Österreicher, die unter Einsatz ihres Lebens den Geist der Humanität hochhielten und sich ohne Ansehen ihrer Person für ihre verfolgten Mitbürger einsetzten. Es waren – um einen Buchtitel Erika Weinzierls zu zitieren – „Zu wenig Gerechte“, die ihrem Gewissen folgten. Ich möchte Yad Vashem aber dafür danken, dass es auch den Anteil jener, die sich für die Würde der menschlichen Existenz und des menschlichen Lebens eingesetzt haben, zu würdigen gewusst hat.
Als ich vor einigen Jahren das erste Mal die Gelegenheit hatte, die Gedenkstätte Yad Vashem zu besuchen, wurde ich am Ende des Rundgangs durch das Areal eingeladen, meine Empfindungen in das Gästebuch einzutragen: „Memory is our fortune, our only fortune.“ Dieser Satz Eli Wiesels schien mir am besten das auf den Punkt zu bringen, was Yad Vashem für die Staaten dieser Welt im 21. Jahrhundert verkörpert: Ein Gedächtnisort, der uns an die tiefsten Abgründe dessen erinnert, wozu die Perversion menschlichen Denkens in der Lage war.
Meine sehr geehrten Damen und Herren, die Eröffnung des heutigen Museums wird von meinem Land auch als Auftrag verstanden, das Vermächtnis der Shoa von Generation zu Generation weiterzureichen. Ihr kommt gerade in gemeinsamen Aktivitäten im Bereich der Erziehung eine besondere Bedeutung zu. Die Erziehung reicht in jede Schule und in jedes Heim. Daher werde ich mich dafür einsetzen, dass die Kooperation, die zweimal jährlich österreichische Pädagogen und Lehrer nach Yad Vashem führt und sich in den vergangenen Jahren bewährt hat, fortgeführt und intensiviert wird. Auch die Zusammenarbeit mit dem Nationalfonds der Republik Österreich möchte ich in diesem Zusammenhang nicht unerwähnt lassen. Schließlich sei auch jenen Österreichern gedankt, die von privater Seite in den letzten Jahren bedeutende Beiträge für die Gedenkstätte Yad Vashem geleistet haben.
Meine sehr geehrten Damen und Herren, am heutigen Tag wird uns in Yad Vashem vor Augen geführt, was wir verloren haben und was zerstört wurde. Yad Vashem ist aber auch eine Mahnung dafür, was wir tun müssen, um eine gerechtere und demokratischere Gesellschaft zu schaffen.
Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.