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Denkschrift über einige prophylaktische - soziale Massnahmen zur Bekämpfung des Fleckfiebers im Jüdischen Wohnbezirk in Warschau Juni 1941

Vor dem Krieg war Typhus unter den Warschauer Juden weitgehend unbekannt. Er war in erster Linie eine ländliche Krankheit. Nach der Einrichtung des Ghettos traf die Krankheit jedoch aufgrund der absichtlich unzulänglichen Bekämpfungsmethoden der Deutschen auch die Juden Warschaus. Die Behörden bezeichneten Typhus als „jüdische Krankheit“. Er diente ihnen sogar als offizieller Vorwand zur Abriegelung des Ghettos.

Von allen Krankheiten, die die Warschauer Juden heimsuchten, war Typhus die grausamste.  Während des Krieges forderte er unzählige Opfer. Viele Juden im Ghetto hatten keine Unterkunft und lebten unter schlechten hygienischen Bedingungen. Dies, zusammen mit der Überfüllung, machte das Ghetto zu einem Nährboden für Typhus.

Der Verfasser dieser an den deutschen Leiter des Warschauer Gesundheitsamtes Dr. Wilhelm Hagen gerichteteten Denkschrift war der jüdische Mediziner Dr. Ludwik Hirszfeld.

Ihr Ziel war es, die deutschen Behörden dazu zu bewegen, ihre Methoden der Fleckfieberbekämpfung zu ändern, da diese brutal und kontraproduktiv seien. Die von den Deutschen eingeführte massenweise Entlausung machte die Badeanstalten „direkt zu Infektionszentren". Einige der von Hirszfeld vorgeschlagenen Änderungen wurden später mit deutscher Genehmigung durchgeführt.

Ludwik Hirszfeld (1884–1954) wurde in Warschau geboren. Nach dem Medizinstudium in Würzburg und Berlin erhielt er zunächst einen Posten am Krebsforschungsinstitut in Heidelberg und wechselte anschließend an das Institut für Hygiene der Universität Zürich. Als Blutgruppenforscher war er weltbekannt. 1919 ernannte ihn das Institut für Hygiene in Warschau zum Direktor der Abteilungen für Bakteriologie und Serologie. 1924 wurde er Honorarprofessor an der Freien Universität, wo er Bakteriologie lehrte. 1931 erhielt er eine Professur an der Universität Warschau. Nach der Besetzung Warschaus wurde Hirszfeld von seiner Stelle im Institut für Hygiene entlassen. Trotz seiner Konversion zum Christentum musste er im Februar 1941 seine Wohnung im nichtjüdischen Teil Warschaus verlassen und ins Ghetto ziehen, wo er in vielen Bereichen der Medizin tätig war. Nach der Befreiung Polens erhielt er eine Professur an der Universität Lublin.

Mit freundlicher Genehmigung des Jewish Historical Institute, Warschau.